2000 | Wettbewerbe / Entwürfe

Konzeptstudie Schloss Vollrads

Projektbeschreibung

Vom „Dazutun zur rechten Zeit oder eine kleine Stadt in den Weinbergen des Rheingaus“.

Es handelt sich um eine annähernd quadratisch ausgedehnte Anlage, in deren Schwerpunkt der quadratische Wohnturm sitzt, umgeben von einem Teich. Allein gelegen erinnert sie an ein Kloster oder eine kleine Stadt in mitten des Rheingaus.

Die Anlage besteht aus vier Teilen; dem Schloss zum Wohnen, den Wirtschaftsgebäuden für Weinerzeugung und Lagerung mit Gutsverwaltung, dem Wohnturm mit Teilen als Archiv und Bibliothek, dem Kavaliershaus mit Orangerie als Restaurant.

Dieser Gliederung entsprechen auch die Freibereiche. Bei der Neuorientierung wird diese Komposition wieder aufgenommen und ihrer Rechnung getragen. Die bisherige einfache bauliche Gliederung in Wohnen und Wirtschaften wird bei der neuen Nutzung: Wohnen – Tagen (Hotel Garni) – Weinverkostung (Vinothek), Weinproduktion und kulturelle Veranstaltungen und Feiern wieder übernommen, da sie der baulichen und Freiräumlichen entspricht und somit Nutzung und Baugestalt weiterhin miteinander korrespondieren.

Die Nutzung im Außenbereich
Durch die vorgegebene Gliederung der Baumassen und Außenräume mit den dazu neu orientierten korrespondierenden Nutzungen können reizvolle Veranstaltungen im Außenbereich entstehen. Diese macht überhaupt erst das Wesen und die Einmaligkeit in Lage, Architektur und Geschichte dieser Schlossanlage aus, z.B. Konzerte auf einer Seebühne mit Sitzmöglichkeit für Besucher um den Teich herum oder Konzerte im Außenbereich, dort wo der Konzertsaal liegt, Feste, Lesefeste, Sektfeste, Sommernachtsfeste etc. Die Nutzung der gesamten Außenfläche würde im Rhythmus der Jahreszeiten erfolgen und sich daraufhin fokussieren.

Grundgestaltung – Daueranlagen
Die Vorfahrt des Hotels wird neu gefasst, fehlplatzierte und abgängige Bäume werden durch neue, schon große Bäume ersetzt. Das Gartenparterre wird in vereinfachter Weise, sozusagen als Zitat, wieder angelegt, wobei großzügige Rasenflächen zur Nutzung erhalten bleiben. Die beiden historischen Brunnen werden wieder aufgebaut. In den Bögen der seitlichen Umfassungsmauer werden wieder Feigen und andere frostempfindlichen Gehölze, wie Oleander eingepflanzt. Das Herrenhaus behält seine großzügige Terrasse, der Hof wird mittels Rosenbeet am Haus und einer Kastanie gegliedert und etwas abgeschirmt. Der Wirtschaftshof bleibt frei, lediglich die beiden großen Bäume erhalten eine großzügig dimensionierte Sitzmauereinfassung. Weitere Sitzmauern umfassen und zeichnen die Figur des Hofes nach. Drei Kastanienanpflanzungen deuten die historische Kastanienallee des Hofes an. Vor der Kelterei entsteht um den alten Brunnen herum durch Neupflanzung dreier Rotdornbäume ein kleiner Platz. Vis a` vis wird der Wohnturm mittels einer großzügigen Treppenanlage zur Brücke hin erschlossen. Die zur Toilette umgebauten Garagen werden eingegrünt. Ein Weg am Fuße der Treppenanlage begleitet die Ufermauer und bindet an das Wegenetz des Gartenparterres an.

Erschließung
Parkplätze für den Hotelbetrieb bleiben zwischen Gartenparterre und Gärtnerei nördlich des Schlosses. In der sich verjüngenden Talmulde, entsteht ein sich zum Wald hin auflösendes Baumraster, unter dem auf Schotterrasenflächen die Parkplätze für die Festlichkeiten und Tagungen platz finden. Der Verkehr wird in einer Richtung um das Schloss herum geführt, wozu der Feldweg an der Ostgrenze ausgebaut werden muss.

Gärtnerei
Die Gärtnerei an der Schlosszufahrt bedarf einer Sanierung. Hier können historische Vorbilder aufgegriffen werden. Als lebende Exponate dienen mittelalterliche Kräuterbeete und alte Getreidearten, Heilpflanzen und Drogen. Auch die Verarbeitung der Pflanzen kann dokumentiert werden.

Weinberge
Ausgehend von der Kelterei, sozusagen in umgekehrter Folge wird ein Weinlehrpfad in den vor dem Schloss lagernden Weinbergen eingerichtet. Methoden des Weinbaus und unterschiedliche Traubensorten, Weinberggestaltung und Lesetechnik werden dem Besucher näher gebracht und gipfeln bei dem Verkosten der Weine in der Vinothek.

Der Turm
Der Turm ist höchst denkmalgeschützt und damit für Äußere Ergänzungen nach Auskunft des Landesamtes für Denkmalpflege absolut tabu. Also Nutzungen zum dauernden Aufenthalt scheitern alle an einem gesicherten ersten und zweiten Fluchtweg.

Aber vielleicht wäre etwas anderes denkbar:

Nachdem es einen Literaturpreis des Rheingau Musik Festivals gibt, wäre es für den Rheingau angemessen, einen Preis auszuloben, für einen Zeichner: „Den Zeichner des Rheingaus“. Andeutungsweise wird in Skizzen und Aquarellen das Wesen dieser Landschaft von der Fürstin Metternich schon festgehalten. Für diesen „Zeichner“ haben wir im nordwestlichen Teil des Anwesens eine kleine Wohnung eingeplant und sein Atelier wäre im 2.OG des Turmes, der Turmzeichner also. Ausgelobt und gesponsert sein könnte der Preis – immer für ein Jahr - vom Rheingau Musik Festival und der NASPA, verbunden mit Ausstellungen, Vernissagen und Kunstevents.

Im Erdgeschoss des Turmes – separat erschlossen – könnten im Sommer spezielle stilvolle Weinproben und kleine Hochzeiten stattfinden.

Ansonsten bleibt das Wesen des Turmes als Archiv und Bibliothek erhalten und unberührt. Ein Kultur- und Kunstdenkmal, das ist seine übergeordnete Nutzung.

Die Vinothek
Die Vinothek ist geprägt durch einfache Materialien, gelber und roter Sandstein für Boden und Tresenverkleidung. Die Weinflaschen werden in einfache Kästen – wie früher – aus Stahl gelagert. Anstelle des traditionellen Flechteisens wird Architekturgewebe aus Edelstahl verwendet. Im Zentrum wird ein Bezirk in Form eines eingestellten Möbels hervorgehoben für Spät- und Auslesen.